
5 Fakten über PFAS: die Ewigkeitschemikalie
- Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die in den letzten Jahrzehnten aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften in zahlreichen Produkten des täglichen Lebens verwendet wurden und derzeit noch werden (eine umfangreiche Tabelle mit Produkten, in denen PFAS enthalten ist, weiter unten.)
- Weit verbreitete Kontamination: PFAS ist eine menschengemachte Chemikalie, die in der Natur nicht vorkommt, sich dort aber anreichert und „unter keinem Umstand“(!) abgebaut wird (Ewigkeitschemikalie). So ist sie mittlerweile in Gewässern wie Flüssen und See und dem Meer, sowie auch auf Äckern zur Landwirtschaftlichen Nutzung nachweisbar. Ebenso wie im Grundwasser.
- PFAS sind extrem langlebig und bauen sich in der Umwelt und im menschlichen Körper nur sehr langsam ab. Studien haben gezeigt ➚, dass sie mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen, einschließlich Krebs, Schilddrüsenerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem, in Verbindung gebracht werden können.
- PFAS werden in einer Vielzahl von Verbraucherprodukten gefunden, darunter z.B. Pfannen mit Antihaftbeschichtung, wasserdichte Kleidung wie Regenjacken oder Gummistiefel, Kosmetika und Verpackungsmaterialien.
- Obwohl das Bewusstsein für die Risiken von PFAS gewachsen ist, hinkt die Gesetzgebung hinterher. Es gibt keine global einheitlichen Richtlinien für die Verwendung oder Einschränkung von PFAS, und die Bemühungen um ihre Regulierung sind komplex, da die Gruppe Tausende verschiedener Verbindungen umfasst. Die EU erarbeitet derzeit Pläne und Vorschriften zur EU-weiten Beschränkung von PFAS. (Stand 02/2024).
Kann man als Verbraucher erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält?
Um es mit den Worten des deutschen Umweltbundesamtes zu sagen: „Für Verbraucher*innen gibt es wenig Möglichkeiten zu erkennen ob Produkte PFAS enthalten und diese zu meiden.“
Es gibt keine Kennzeichnungspflicht für chemische Stoffe wie PFAS.
PFAS sind unsichtbare und geruchlose Chemikalien. Es gibt über 4.500 chmische Verbindungen die zur gruppe der PFAS gehören. Damit sind sie mit bloßen Auge nicht zu erkennen. Ein Hinweis zum möglichen Vorhandensein von PFAS liefert bei Einwegverpackungen für Essen allerdings der Tropfentest, der vom Bund für Umwelt und Naturschutz empfohlen wird:
„Konsumieren Sie kein Fast Food, das potenziell in PFAS-haltigen fettabweisenden Verpackungen verkauft wird.“ … „Perlt ein Tropfen Speiseöl von der Verpackung ab, ist diese fettabweisend und enthält möglicherweise PFAS.“
bund.net ➚
Weitere Tipps für Verbraucher zum Vermeiden von PFAS
- Einige Produkte, insbesondere Textilien und Kochgeschirr, können mit Labels wie „PFOA-frei“, „fluorfrei“ oder „ohne PFAS“ gekennzeichnet sein. Umweltsiegel oder Zertifikate wie das OEKO-TEX® Standard 100 Label für Textilien können ebenfalls darauf hinweisen, dass ein Produkt frei von bestimmten Schadstoffen, einschließlich PFAS, ist.
- Vorsicht bei bestimmten Eigenschaften: Produkte, die als „wasserabweisend“, „fettbeständig“ oder „antihaft“ beworben werden, enthalten möglicherweise PFAS. Verbraucher, die PFAS vermeiden möchten, sollten nach Alternativen suchen oder auf diese speziellen Eigenschaften verzichten, wenn sie nicht unbedingt benötigt werden.
- Bewusster Einkauf: Das Bevorzugen von Produkten von Marken und Herstellern, die sich öffentlich zu einer PFAS-freien Politik verpflichtet haben, ist ebenfalls eine Möglichkeit. Die Macht durch Verbraucher, die Alternativen bevorzugen, unterstützt Unternehmen, die auf nachhaltige und umweltfreundliche Materialien setzen und sorgt für mehr Veränderungsdruck bei Unternehmen, die diesen Schritt noch nicht gemacht haben.
Eines sollte bedacht werden: Selbst wenn die EU im Jahr 2024 Fortschritte bei der Eindämmung zur Verwendung von PFAS macht, so bleiben die zahlreichen importierten Produkte wie z.B. Einweggeschirr und Besteck, die auf einschlägigen Internetportalen zum Kauf zu Spotpreisen angeboten, dennoch davon unberührt und können trotzdem ungehindert den Weg zum Verbraucher finden.
Gesundheit und Umwelt
Auswirkungen auf die Gesundheit
Die Forschung hat gezeigt, dass eine langfristige Exposition gegenüber bestimmten PFAS mit einer Reihe von gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht werden kann. Dazu gehören:
- Krebs: Einige Studien deuten darauf hin, dass einige PFAS, wie PFOA (Perfluoroctansäure), das Risiko für bestimmte Krebsarten, darunter Nieren- und Hodenkrebs ➚, erhöhen können.
- Hormonstörungen: PFAS können das endokrine System beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen.
- Immunsystem: Es gibt Beweise dafür ➚, dass PFAS die Immunantwort schwächen und die Wirksamkeit von Impfungen bei Kindern verringern können.
- Entwicklungsstörungen: PFAS-Exposition in utero wurde mit einem niedrigeren Geburtsgewicht und potenziellen Entwicklungsverzögerungen in Verbindung gebracht.
- Cholesterinspiegel: Einige Studien ➚ haben höhere Cholesterinwerte bei Menschen mit höheren PFAS-Konzentrationen im Blut festgestellt.
Dies sind nur einige Beispiele für gesundheitliche Auswirkungen von PFAS.
Auswirkungen auf die Umwelt
PFAS werden auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt, da sie in der Umwelt sehr beständig sind und sich nur sehr langsam bis gar nicht abbauen. Diese Langlebigkeit führt zu verschiedenen Umweltproblemen:
- Wasserverschmutzung: PFAS können in Gewässer gelangen und das Trinkwasser kontaminieren. Aufgrund ihrer Beständigkeit und auch der sogut wie unmöglichen Durchführbarkeit, ganze Flüsse und Seen zu filtern, sind sie schwer bis gar nicht aus dem Wasser zu entfernen.
- Bodenkontamination: PFAS können sich im Boden (interaktive Karte von Deutschland über PFAS im Boden ➚) ansammeln, was die Landwirtschaft, die natürliche Vegetation und Tierwelt wie letztlich auch unser Essen beeinträchtigt.
- Wildleben: Tiere, insbesondere in aquatischen Ökosystemen, können PFAS akkumulieren, was zu gesundheitlichen Schäden führt und die Nahrungskette beeinflusst.
Alltagsprodukte, in denen PFAS enthalten sein kann: PFAS Produkte Tabelle
Alltagsprodukt mit möglicher PFAS-Belastung | Alternative Materialien und Produkte |
---|---|
PFAS in Lebensmittelverpackungen, die gegen Fett resistent sind | |
Fast-Food-Verpackungen wie (Boxen für Burger, Pommes & Co.), auch Pizzakartons | Karton- und Papierverpackungen ohne Beschichtungen, eigene Mehrweg-Behältnisse z.B. aus Glas mitbringen |
Lebensmittelverpackungen im Supermarkt (bei fertig angerichteten Speisen wie z.B. Frikadellen, Nudelgerichten usw.) | Unverpackte Lebensmittel, Lebensmittel in Gläsern, Karton- und Papierverpackungen ohne Beschichtungen |
Pop-Corn-Tüten, beschichtete Weingummitüten | Papiertüten ohne Beschichtung |
To-go-Becher | eigenen (plastikfreien) Mehrwegbecher |
Sandwichpapier, Fischtüten, Fleischtüten USW. | eigene Mehrweg-Behältnisse z.B. aus Glas mitbringen |
PFAS in der Küche | |
Backpapier | Backpapier ohne Beschichtung, Backpapier Alternativen |
Backformen | Backformen aus Glas, Keramik, Steinzeug, lebensmittelechtem Silikon |
Backbleche | Backbleche aus Glas |
fettabweisend beschichtete Papier-Muffinformen | Muffinformen aus Papier ohne Beschichtung |
Pfannen | Keramik beschichtete Pfannen, Gusseisenpfannen, Glaspfannen |
Töpfe, Bräter | Keramik beschichtete Töpfe, Gusseisentöpfe und Bräter |
PFAS in elektrischen Küchengeräten | |
Waffeleisen | Waffeleisen ohne Beschichtung |
Raclette | Raclette mit Pfännchen und Grillplatte ohne Antihaftbeschichtung |
Produkte wie Sandwichmaker, Crepemaker, Donutmaker & Co mit Antihaftbeschichtungen | ohne Antihaftbeschichtung |
PFAS in Produkten für Haus, Garten, Baumarkt | |
Teppiche, insbesondere Outdoor-Teppiche | Baumwollteppiche oder zertifizierte Teppiche (GOTS, Oeko-Tex 100) |
Tischdecken (wasser, fettresistente, Vorsicht bei „Wachstuch“, das kein echtes Wachstuch ist) | Tischdecken aus Stoff wie Baumwolle, zertifizierte Tischdecken (GOTS, Oeko-Tex 100) |
u.U. Farben und Lacken | wasserbasierte statt lösemittelbasierte Alternativen (Zertifizierungen z.B. Spielzeugnorm und Inhaltsstoffe beachten) |
PFAS in Produkte für Kinder | |
Matschhosen | Stoffetikett genau prüfen, ggf. beim Hersteller nachfragen |
Regenjacken | Stoffetikett genau prüfen, ggf. beim Hersteller nachfragen |
PFAS in Kosmetikprodukten | |
Shampoos, Spülungen, Haarkur ➚ | nach Angaben wie nach wie ‚PFAS frei‘, ‚PFC frei‘ oder ‚Fluorcarbon frei‘ sehen, Naturkosmetik, Kosmetik ohne Schadstoffe, zertifizierte Kosmetik |
wasserfeste Mascara | Naturkosmetik, Kosmetik ohne Schadstoffe, zertifizierte Kosmetik |
wasserfestes Make-Up, Foundations | Naturkosmetik, Kosmetik ohne Schadstoffe, zertifizierte Kosmetik |
Zahnseide | nach Angaben wie nach wie ‚PFAS frei‘ sehen, natürliche Zahnseide |
PFAS in Mode, Kleidung, Freizeitartikeln | |
Regenschirme | – |
Outdoorkleidung, Regenjacken (wasserabweisend) | auf Zertifizierungen achten: GOTS, Blauer Engel für Textilien |
Imprägniersprays für Schuhe u. Kleidung | natürliche Wachse |
generell wasser- und fettabweisende Stoffe | |
Sonstiges | |
Bestimmte Arten von Feuerlöschschaum | Einweghandschuhe aus Naturkautschuk |
PFAS: Alternativen und Lösungen
Die Notwendigkeit, diese Chemikalie durch sicherere Alternativen zu ersetzen, ist offensichtlich. Die Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von Materialien und Beschichtungen, die die nützlichen Eigenschaften von PFAS (wie Wasser-, Fett- und Schmutzabweisung) nachahmen, ohne die damit verbundenen Gesundheits- und Umweltrisiken zu bergen. Bisher gibt es diese Lösungen jedoch noch nicht.
Eine strenge Regulierung von PFAS ist deshalb entscheidend, um ihre Freisetzung in die Umwelt zu begrenzen und den Übergang zu sicheren Alternativen zu beschleunigen. Dies kann folgende Maßnahmen umfassen:
- Verbot bestimmter PFAS (wie aktuell von der EU geplant) ➚: Einige Länder und Regionen haben bereits bestimmte PFAS für industrielle Anwendungen verboten oder streng reguliert.
- Grenzwerte für PFAS in Produkten und der Umwelt (wie aktuell von der EU geplant): Festlegung von Grenzwerten für die Konzentration von PFAS in Konsumgütern, Trinkwasser und Umwelt.
- Transparenz und Kennzeichnung: Unternehmen sollten verpflichtet werden, den Einsatz von PFAS in ihren Produkten offen zu legen, um Verbrauchern eine informierte Wahl zu ermöglichen.
Abfallmanagement und Sanierung von kontaminierten Gebieten
Für bereits kontaminierte Standorte sind effektive Sanierungsmethoden erforderlich, um PFAS aus der Umwelt zu entfernen. Dazu gehören fortgeschrittene Wasseraufbereitungstechnologien, Bodensanierungsverfahren und die sichere Entsorgung von PFAS-haltigen Materialien. Aber auch diese Bereiche stecken noch in den Kinderschuhen.
Fazit
Die Herausforderung, PFAS zu ersetzen und die Auswirkungen zu minimieren, erfordert eine umfassende Strategie, die Forschung und Entwicklung von Alternativen, strenge Regulierungen, Verbraucheraufklärung und effektives Abfallmanagement umfasst. Durch gemeinsame Anstrengungen von Regierungen, Industrie, Wissenschaft und der Öffentlichkeit können nachhaltige Lösungen gefunden werden, die sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt schützen. Bis dahin heißt es aber für den Verbraucher: Lieber wo immer es möglich ist auf Alternativen ohne PFAS zurückgreifen. Das heißt: am besten auf Kunststoffe und künstliche Beschichtungen verzichten. Ausreichend Alternativen gibt es mittlerweile in diversen Bereichen.
- Magazin des Umweltbundesamtes Ausgabe 1/2020: Schwerpunkt PFAS, gekommen um zu bleiben: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/uba_sp_pfas_web_0.pdf ➚
- Stuttgarter Zeitung: Verbraucherschutz – Stuttgart wehrt sich gegen EU-Verbot von Pfas-Chemikalien: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verbraucherschutz-stuttgart-wehrt-sich-gegen-eu-verbot-von-pfas-chemikalien.e738ed5d-b32c-4090-81bc-f716b16c6ba4.html ➚
- Umweltbundesamt: PFAS sollen EU-weit beschränkt werden: https://www.umweltbundesamt.de/themen/pfas-sollen-eu-weit-beschraenkt-werden ➚
- Bund für Umwelt und Naturschutz: Der PFAS-Verpackungscheck: https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/chemie_pfas_verpackungscheck.pdf ➚
Ein sehr guter Artikel zu PFAS und Co. dessen weitere Entwicklung mich sehr interessiert.
Ich musste aber erst über 60 Jahre alt werden um überhaupt mal was von diesem Sch… zu hören, und ich glaube da liegt, wie bei vielen Dingen, das große Problem…
…der uninformierte Bürger in Deutschland, der dumm gehalten wird. Schon in der Schule könnte, wenn man wollte, statt der 100. Yoga-AG , ein Pflichtfach ‚Umwelt‘ einführen. Dort solche täglichen Dinge besprochen hilft zwar nicht mehr mir, aber der nächsten Generation zu einer vielleicht besseren Welt.
Mich persönlich würde jetzt noch interessieren, was ich meinem Arzt sagen muss wenn ich gerne wüsste wie hoch mein PFAS-Spiegel im Blut ist und was eine solche Untersuchung kostet?!
Dietmar